Nach dem Frühstück heute morgen geht es weiter. Gepackt habe ich bereits gestern Abend und so breche ich nach einem leckeren Frühstück kurz nach 8:00 Uhr auf.

Hatzport

Ausgeruht durch den gestrigen Pausen-Tag habe ich richtig Lust, wieder unterwegs zu sein.

Der Weg führt zunächst an den Schienen und an der Mosel entlang bis nach Hatzenport.

Hier laufe ich vorbei an der Kirche St. Rochus, bei der allerdings alle Türen verschlossen sind, vorbei am blauen Haus, an einem Imker und an dem kleinen Kasten mit den Camino-Geschichten. Ein Blatt nehme ich mir heraus. Das wird heute meine Pausen-Lektüre sein.

Hier wird sich so liebevoll um die vorbeipilgernden Menschen gekümmert. An allen möglichen Ecken entdeckt man etwas, mit dem Andere dir eine Freude machen möchten. Vielen Dank für die tollen Ideen.

Der Weg führt durch Hatzenport durch und danach über einen ansteigenden Asphaltweg aus dem Ort hinaus, oberhalb der steilen Weinberge entlang.

Voraus steht ein Traktor auf dem Weg, ein älterer Herr sitzt auf dem Sitz. Ein jüngerer Mann lässt sich an einem Seil den Berg herab. Ich bestaune eine Weile das Schauspiel und spreche dann den älteren Herren an, ob der junge Mann dann wohl an der Seilwinde wieder hochgezogen wird.

Der Mann auf dem Träcker, höflich nach alter Schule, steigt vom Sitz herunter und erklärt mir ganz bereitwillig die Arbeiten, die der jüngere Herr am Seil jetzt ausführen wird. Mit ihm wurde eine zweizinkige Egge heruntergelassen, die tatsächlich über die Seilwinde heraufgezogen und von seinem Kollegen geführt wird.
Wenn ich bedenke, was das für eine aufwändige und auch anstrengende Arbeit ist, kann ich verstehen, dass mancher Wein ein teures Stöffchen ist.

Er erkundigt sich bei mir, ob ich ganz alleine unterwegs auf Wanderschaft sei und so berichte ich ihm kurz von meiner Pilgerreise.

Es ist so schön zu erleben: Wenn man offen auf die Menschen zugeht, sie anspricht oder sich auch noch für ihr Werken und Tun interessiert, dann entwickeln sich daraus (bisher immer auf meiner bisherigen Reise) schöne Momente, die man mit sich trägt.

Beschwingt gehe ich weiter an einem großen Bienen- und Käferhotel vorbei und dann hinein in den Wald mit den Hinweisschildern: Vorsicht vor Eichenprozessionsspinnern und Fuchsreude.
Ich passe ein wenig auf, dass ich nicht an irgendwelchen Ästen hängen bleibe und komme einfach und ganz unbeschadet durch das Wäldchen.

Zwischendurch halte ich immer wieder inne, um diese wunderschönen Ausblicke zu genießen. Links im Hintergrund sieht man Löf liegen.

Nach einiger Zeit  finde ich mich auf einem Drachen- und Gleitschirm-Abflugplatz wieder. Er heißt "das Küppchen" und der Landeplatz ist ganz unten an der Mosel auf einer Wiese. Im Leben würde ich mich da nicht runterstürzen, aber ich kenne in der Tat auch jemanden, der dieses Hobby lange Jahre ausgeführt hat.

Nach einer kurzen Rast laufe ich weiter nach Lasserg, wo mich die kleine Kirche St. Benedikt mit Geläut empfängt. Ich liebe Kirchenglocken.
Der Innenraum ist mit viel Holz ausgestattet, das eine ganz warme Atmosphäre schafft. Hier sitze ich ein Weilchen, bevor ich weiter zur angegebenen Stempelstelle gehe.

 

Der Herr, der zufällig aus dem Fenster schaut ist sehr hilfsbereit und erklärt mir, dass in der Kirche auch ein Stempel liegen würde. Den hab ich dann wohl übersehen. Dafür halte ich einen netten Plausch und verlasse danach Lasserg über die Hauptstraße ins weitläufige Feld hinein.

Leider übersehe ich hier abermals ein gut sichtbares Schild, weil ich mal wieder in Gedanken versunken bin. Also laufe ich den langen Feldweg, auf dem mir ein Traktor-Monstrum entgegen kommt, zweimal, bevor ich den richtigen Weg in den Wald einschlage und weiter nach Neuhof komme, wo mich ein paar Kühe anstarren.

Burg Eltz

Der Weg führt eine ganze Weile durch den Wald, bis ich an die Antoniuskapelle mit dem Wegweiser zur Burg Eltz gelange. Ein Shuttlebus kurvt auf der Straße herum, die steil bergab Richtung Burg führt. Ich gehe natürlich zu Fuß, deshalb bin ich ja unterwegs.

An der Trutzburg mache ich ein paar schöne Fotos und gehe dann weiter zur Burg hinab. Auch hier hole ich mir am Kassenhäusschen einen Stempel ab, doch einen Besuch in der Burg spare ich mir. Dafür ist mir die Etappe noch zu lang und ich bin ja bekanntlich langsamer unterwegs als andere Wanderer.

Auf jeden Fall gönne ich mir hier auf dem Rundweg eine ausgedehnte Rast mit herrlichem Blick auf die Burganlage und komme mit einem jungen Pärchen ins Gespräch, das gemeinsam mit mir und meiner App zusammen ihren Weg zum Auto suchen.

Nach dieser ausgedehnten Mittagspause gehe ich wieder los, einen steil in den Wald laufenden Pfad entlang, der in sieben Kniefällen, einem Kreuzigungs-Weg müdet.

Am Ende des Weges steht eine Bank, auf der ich mich niederlasse um zu verschnaufen. Da überholt mich doch die Beiden von eben, die immer noch nach dem Auto suchen, es jetzt aber in unmittelbarer Nähe wissen.

Kompes Käppchen

Ich wende mich an der Hauptstraße in die andere Richtung, wünsche den beiden noch einen schönen Tag und laufe über eine große Wiese, danach am Waldrand entlang, um dann durch ein kurzes Waldstück hindurch an die Holzhütte Kompes Käppchen zu gelangen, an der eine Gruppe feiernd mit einem Flascherl Wein den Ausblick genießt. Der ist aber auch wieder toll.

Nach einigen Fotos trete ich dann den Weg über den Buchsbaumpfad an und gelange über diesen steilen Geröllweg, auf dem eine Blindschleiche meinen Weg kreuzt, ziemlich erschöpft von der Tagesetappe nach Karden.

 

Der Moseldom - St. Kastor in Karden

Ich habe Glück und kann noch einen Blick in die Kirche St. Kastor werfen. Sie wird auch als "Mosel-Dom" bezeichnet und ist wohl die bedeutendste Kirche an der Mosel zwischen Koblenz und Trier. Hier einige Eindrücke vom Inneren und äußeren dieser bedeutenden Kirche.

Nach dieser kurzen Besichtigungstour gelange ich über die Brücke nach Treis.

Im Castor-Lädchen gibt es einen Stempel und danach beziehe ich erstmal meine Unterkunft, da diese auf dem Weg liegt. Eine sehr gemütliches Zimmer direkt am Markt.

Da es in Treis noch einen zweiten Stempel beim Pastor gibt, versuche ich mein Glück zunächst in der Kirche St. Johannes der Täufer, in der ich einen netten Herren treffe, wahrscheinlich den Küster.

Er meint, ich solle doch beim Pfarrer klingeln, der würde sich freuen, wenn er Besuch bekäme. Das mache ich dann auch und der Pastor freut sich tatsächlich, obwohl ich außerhalb der Öffnungszeiten des Pfarramtes bei ihm hereinplatzte.

Ein nettes Gespräch später bin ich wieder auf dem Markt und suche mir eine kleine Weinstube für mein Abendessen aus.

Ich lasse den Tag mit einem schönen, leichtfüßigen Spaziergang am Fluss und durch den beleuchteten Ort ausklingen, bevor ich müde von der langen Etappe ins bequeme Bett falle.

Die Etappe war zwar lang und ich bin dementsprechend erschöpft, aber von Muskelkater (ich erinnere mich an meinen Start vor zwei Jahren) ist schon lange nichts mehr zu bemerken.

Am nächsten Morgen nach einer echt erholsamen Nacht sieht es wieder mächtig nach Regen aus. Da die nächste Etappe hauptsächlich durch den Wald geht und ich keine Lust habe, nochmal so extrem nass zu werden, beschließe ich kurzerhand, dass hier meine diesjährige Tour enden soll. Wie ein Freund immer sagt: Alles kann, nichts muß!

Ich schlendere nach einem Frühstück vom Marktplatz aus genüsslich zum Bahnhof und trete die Heimreise an.

Eine herrliche Woche mit vielen Eindrücken liegt hinter mir. Ich habe meinen inneren Schweinehund und meine Selbstzweifel im Regen-Jammertal überwinden können und habe eine schöne Strecke von Obernhof an der Lahn bis nach Treis-Karden an der Mosel zurückgelegt.

Ich habe viele nette Menschen getroffen und tolle Weitblicke und Einblicke gehabt. Es hat sich wieder gelohnt und mit einem zufriedenen Gefühl im Herzen freue ich mich auf Zuhause.